1. Die erste Stufe der Debatte über die Grenzen der industriellen Produktionsweise wurde in den 70er Jahren erreicht, als der club of Rome die Öffentlichkeit warnte, dass falls die Hauptorientierungen der industriellen Produktion nicht abgeändert werden, die Biosphäre bald unbewohnbar sein wird. In dieser Zeit sah man vor allem die Bedrohungen für die physische Umgebung, deshalb beschränkten sich die Debatten auf die Grenzen des Konsums von Brennstoffen und auf die ökologischen Schäden. Die erste Stufe der Debatte über die Grenzen zentrierte sich auf die materiellen Güter. 

2. Um 1971, sprach Ivan Illich den folgenden Satz aus: »Jenseits gewisser Grenzen wird die Produktion von Dienstleistungen mehr Schäden an der Kultur verursachen, als die Produktion von materiellen Gütern der Natur auferlegte«. Er wollte zeigen, dass die dienstleistungsproduzierenden Institutionen unvermeidbar Nebenwirkungen haben, die nicht weniger schädlich oder sogar schädlicher sind als die Nebenwirkungen der Überproduktion von Gütern (O.C. II, S. 95). Die zweite Stufe der Debatte über die Grenzen zentrierte sich auf die Dienste.

3. Um 1980 erreichte die Debatte über die Grenzen des Wachstums eine dritte Stufe, die sich auf die »Gemeinheit«1, die Allmende zentriert. Wenn die Allmende erwähnt wird, denkt man an Weiden und Wälder und auch an die Einhegung der gemeinen Felder; man denkt auch an die Zerstörung dessen, das E.P.Thompson moral economy nannte2. Die Allmende von der man heute sprechen muss, ist etwas, das man »den Gebrauchswert der Umwelt« nennen kann, Gebrauchswert, den alle Formen von ökonomischem Wachstum radikal zerstören (O.C. II, S. 96). Allmende ist die Existenz gewisser Bedingungen, die den Leute erlaubten, ohne oder mit wenigen Waren zu leben.  Nach der Zerstörung dieser Bedingungen kann die Umwelt nicht mehr von denen benutzt werden, die unfähig sind, Waren und Dienste zu kaufen: in einer modernen Geselleschaft haben diejenigen, die wenig Zugang zu dem Markt haben auch wenig Zugang zu dem »Gebrauchswert« der Umgebung.

In Selbstbegrenzung: eine politische Kritik der Technik3 zeigte Ivan Illich, wie das ökonomische Wachstum zwangsläufig jene Elemente der Umwelt zerstört, die die Erzeugung von Gebrauchswerten erlauben, ein Vorgang, den er die Modernisierung der Armut nannte. Diese Modernisierung der Armut, die die Zerstörung der Allmende begleitet, muss man heute in der Komplementarität zwischen Lohnarbeit und Schattenarbeit vestehen. Die Ursache des Schwundes der Allmende liegt weniger in der Verpflichtung zur Lohnarbeit als in dem Zwang zur Schattenarbeit. Ein Alptraum unserer Zeit ist die Bedrohung einer intensiven Ausbeutung der Schattenarbeit (O.C. II, S. 97).

  • 1. Illich, Ivan: Vom Recht auf Gemeinheit, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1982.
  • 2. Thompson, E. P.:The Making of the English Working Class, New York: Random House, 1966.
  • 3. Illich, Ivan: Selbstbegrenzung, eine politische Kritik. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1975.